Zwei Eigenschaften von Gegenständen

Erkenntnistheoretisch lassen sich bei Gegenständen zwei Arten von Eigenschaften unterscheiden.

  1. objektive/materielle Eigenschaften. Diese sind Gegenständen physisch eigen, wie Form, Farbe, chemisch-physikalische Zusammensetzung. Sie sind objektiv messbar und können mit den Sinnen (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken) und Messtechniken erfasst werden. Die Wahrnehmung dieser Eigenschaften eines Gegenstands durch die Sinne ist relativ stabil, d.h. sie bleiben im Zeitablauf gleich. Beispiele: Groß, klein, glatt, kalt, warm, weich, laut, leise.
  2. subjektive oder soziale Eigenschaften. Diese werden Gegenständen von Menschen zugesprochen, wie z. B. schön, begehrenswert, faszinierend, hässlich. Es handelt sich um subjektive Beurteilungen, wie beispielsweise schön, süß, faszinierend, hässlich, ästhetisch, gut, etc. Wenn viele Menschen eine Einschätzung bezüglich von Gegenständen teilen, können sie zu einer ökonomischen Größe werden. z.B. Mode. Diese Eigenschaften sind den Gegenständen nicht innewohnend und sind nicht konstant. Ein Mantel oder eine Hose aus den 50er Jahren kann die Funktion der Bedeckung, der Warmhaltung und des Schutzes vermutlich gleich gut erfüllen wie ein entsprechendes Kleidungsstück aus der Gegenwart. Und doch wäre eine solche Hose, selbst im fabrikneuen Zustand, weitgehend wertlos, da sie modisch veraltet ist.

Die Fähigkeit eines Gegenstandes in seinem Besitzer oder Betrachter die Aufmerksamkeit zu bündeln hängt ab von diesen beiden Eigenschaften ab. Karl Marx sagt, dass es für den Wert einer Ware nicht darauf ankommt, sie aufgrund ihrer objektiven oder subjektiven Eigenschaften bewertet wird:

„Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaft menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache.“ (MEW, Bd.23, Berlin 1979, S.49). Marx weist selbst darauf hin, dass dies andere schon vor ihm so gesehen haben: Er zitiert Nicholas Barbon, der im dem Jahr 1696 so formuliert: „…die meisten (Dinge) haben ihren Wert daher, daß sie die Bedürfnisse des Geistes befriedigen.“

Schon die Primaten kennen diese zweifache Einschätzung. Bei zwei Affen, die in einer Über-Unterordnungs-Beziehung zueinanderstehen, hat eine Banane zwei Eigenschaften. Sie kann a) den Hunger stillen zu können, und ist b) ein Symbol des dominierenden Status. Wenn also beispielsweise das unterlegene Tier an die Banane kommen will, muss es dem Überlegenen deutlich machen, dass es die Banane nur als Nahrung begehrt, aber den sozialen Status des anderen nicht infragestellt.